Erfahrungen während meiner eigenen Forschung


Bevor ich mit der Ahnenforschung begann, hatte ich keine grossen Erwartungen darüber, was wohl über unsere Vergangenheit herauszufinden wäre. Umso überraschter war ich, als sich bereits während der ersten Stunden im für meinen Heimatort zuständigen Zivilstandsamt die ersten meiner Vorfahren finden liessen. Die Einträge zu Ihrer Geburt, Ihren Heiraten und Ihrem Tod liessen fiktive Bilder der Vergangenheit entstehen. Mein Stammbaum formierte sich wie das Bild eines Wurzelwerks zusammen, an dessen oberem Ende unsere Kinder und ich standen, und die Reihe meiner Ahnen und ihrer Angehörigen wurde länger und breiter. Mit Erstaunen sah ich, mit welchen Familiengeschlechtern ich verwandt war, in welchen Gegenden die Vorfahren ihr Leben zu meistern suchten, manchmal gar, welche Berufe und Stellungen sie innehatten. Traurig die Liste von früh verstorbenen Kindern und von verschiedenen Todesursachen – von denen heute in unserem Land viele kaum noch als Todesursachen wirken. Eher erhellend hingegen die Auswahl der Namen, welche die Eltern ihren Kindern gaben, und die Tatsache, dass die Ahnen zum Teil über viele Generationen hinweg im selben Tal wohnten, was die Forschung erleichterte und zugleich einige Heiraten unter Blutsverwandten aufdeckte.

Dass meine noch lebenden Angehörigen bei der Recherche mithalfen, führte zu einer breiteren Dokumentation und Datengrundlage und insbesondere auch zu interessanten Gesprächen über die gemeinsamen Vorfahren.

Bei der Recherche in der Nationalbibliothek Bern zum Namen „Ammeter“ – wie eine meiner Urgrossmütter hiess – stiess ich auf das Buch „History and Genealogy of Christian Ammeter“, welches die Auswanderung der Familie Ammeter von Isenfluh in den Kaukasus und später nach Kanada dokumentierte und die Daten vieler Familienangehöriger beinhaltete. Meine genealogische Forschung führte zutage, dass Christians Ehefrau Elisabeth die Cousine meiner Urgrossmutter war – was dem Buch eine ganz neue und persönliche historische Bedeutung für mich zuwies. Die eine Familie Ammeter blieb in Isenfluh, die andere wanderte aus – was mochte sich zu dieser Zeit abgespielt haben?

Ein anderes Mal gelang es mithilfe einer Schrift über Hans Roth von Rumisberg, der im 16.Jh. mittels einer List die Stadt Solothurn vor dem Einfall der Kyburger warnte und damit zum Helden und ersten Ehrenkleidträger wurde, zwar nicht die direkte verwandtschaftliche Verbindung einer meiner Ahninnen mit dem Helden, wohl aber mit dem 9.Ehrenkleidträger (der Brauch wurde durch die Reihen der Roths bis heute „weitervererbt“) aufzuzeigen. Ehrenleute unter den Vorfahren – ein erbauliches Gefühl!

Gerade Frauen werden bei Familienforschungen oft vernachlässigt. Mir ist es wichtig, auch die Ahninnen zu erforschen und in den Stammbaum miteinzubeziehen. Orte, Gebäude und Gegenstände können das Bild der Familiengeschichte weiter ergänzen.


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